Ein ungeheures Lächeln
 
 

Glaubt man den vielen Hobbytibetologen in Deutschland und weltweit, dann sind die Chinesen schuld. Während die chinesische Präsenz im heutigen Tibet unterschiedslos als übel, böse und schlecht verdammt wird, erscheint das „alte Tibet“, womit Tibet bis 1950 gemeint ist, als ein Paradies der Friedfertigkeit, des ökologischen Bewußtseins und der spirituellen Reife. Der jahrhundertealte Einfluß des Buddhismus, so die westlichen Tibetfreunde, habe Tibet zu einer einzigen Weihestätte der humanen Perfektion geläutert, und wären die Chinesen nicht mit brutaler Gewalt über das derart gebenedeite Völkchen der Tibeter hergefallen, hätte er auch weiterhin seine segensreichen Wirkungen entfalten können. Die Phantasien über ein wundersames Shangrila über den Wolken, bewohnt von lauter lächelnden, friedfertigen Buddhisten, finden ihren zentralen Fluchtpunkt in der Person des Dalai Lama, der in einer nichtendenwollenden Welttournee die Öffentlichkeit über die Lage in Tibet „aufklärt“. Seine Anhänger betrachten ihn als die sinnbildliche Verkörperung all ihrer Sehnsüchte nach Frieden, Harmonie und Spiritualität, und lesen ihm seine Botschaft von den Lippen ab. Für ihn ist er der Garant eines besseren, ja des besten nur denkbaren Tibets, wenn er nicht gleich ganz als die letzte Hoffnung für diesen Planeten betrachtet wird. Leider ist das alles Unsinn. „Dalai Lama - Fall  eines Gottkönigs“, ein Buch des kritischen Psychologen Colin Goldner erklärt, warum.

Mit Verehrern des Dalai Lama zu diskutieren, ist schwierig. Allgemein argumentationsresistent und hartleibig bis zum totalen Autismus, verdächtigen sie jeden Kritiker ihres Gurus der Kollaboration mit den Chinesen. Schon ein leichtes Zupfen an dem schillernden Tuch aus Legenden, das die westliche Unterstützerszene über alles Tibetische gebreitet hat, ruft die empörtesten Reaktionen hervor, die durchaus bis zur Morddrohung reichen können. Ich habe mich entschlossen, das Buch von Colin Goldner in größerer Breite vorzustellen, als eine reine Rezension das erlauben würde. Um es gleich vorneweg zu sagen: Ich kenne Colin Goldner nicht persönlich, ich arbeite nicht für ihn und es ist durchaus möglich, daß wir in vielen Punkten und zu vielen Themen krass unterschiedliche Positionen einnehmen würden. Aber sein Buch „Dalai Lama – Fall eines Gottkönigs“ ist gut. Warum? Weil es etwas tut, woran andere nicht einmal denken: Es überprüft einen Mythos. [Anmerkung: Ich habe Colin Goldner inzwischen persönlich kennengelernt, und verifiziert, dass wir zu vielen Themen krass unterschiedliche Positionen einnehmen, so z.B. zum Thema Tierschutz und "Tierrechte". Und trotzdem finde ich sein mittlerweile neu aufgelegtes Buch zum Dalai Lama immer noch gut.]

Vier der in Goldners Buch behandelten Themenkreise sind besonders relevant :

1. Die Person des Dalai Lama
2. Theorie und Praxis des tibetischen Buddhismus
3. Fakt und Fiktion zur chinesischen Besatzung Tibets
4. Die Tibet-Unterstützerszene im Westen

Anmerkung: Die genannten Seitenzahlen zum Abschluß der Zitate beziehen sich auf C. Goldners Buch.
 

1. Die Person des Dalai Lama

Er ist der „weltliche“ und „geistige Führer“ eines unterdrückten Volkes. Er ist der bekannteste Buddhist der Welt. Er ist der Träger des Friedensnobelpreises. Und er lächelt unaufhörlich. Was kann an diesem Mann und seinem Verhalten auszusetzen sein? Eine ganze Menge. Da ist zum Beispiel die seltsame Tatsache, daß die Legitimation des Dalai Lama, im Namen aller Tibeter aufzutreten, so gut wie nie hinterfragt wird. Nicht nur wird nicht wahrgenommen, daß er selbst seine Position einem vollkommen absurden und obskuren Auswahlritual verdankt, das aus einem kleinen Jungen die Wiedergeburt eines menschgewordenen Buddhawesens oder „Bodhisatthvas“ machte (der Dalai Lama ist angeblich die Wiedergeburt des Bodhisattvas Avalokiteshvara, tibet. Chenrezig). Es wird auch aus Unwissenheit oder mit Absicht übersehen, daß die Geschichte des lamaistischen Buddhismus in Tibet keineswegs so friedfertig und einheitsselig verlief, wie die westlichen Tibetfreunde sich das zusammenphantasieren. Ganz im Gegenteil trieft sie von Blut. Sie ist eine endlose Abfolge von Grabenkämpfen zwischen Sekten, die einander buchstäblich bis aufs Messer verfeindet waren (und sind!), von Palastrevolten und Thronintrigen, und sie ist vor allem die Geschichte eines namenlos ausgebeuteten und unterdrückten Volkes.

Der jetzige Dalai Lama ist insofern nur der aktuelle oberste Vertreter einer extrem militanten und radikalen Mönchssekte, die es über Jahrhundert hinweg geschafft hatte, sich durch brutale Gewalt die Oberherrschaft über ganz Tibet zu sichern. Starker Tobak? Colin Goldner belegt diese Behauptungen mit einem eindrucksvollen Querschnitt durch die Geschichte des tibetischen Buddhismus (S. 48 – 68). Dort wird nicht nur die seltsame Vermengung des eigentlich aus Indien stammenden Buddhismus mit der animistischen Bön-Religion in Tibet genauer beleuchtet, die dem tibetischen Buddhismus seinen eigenen, radikal vernunftwidrigen Charakter verleiht, sondern auch die ganz profane, politische Geschichte dieser Religion, die genauso frei von Vernunft ist. Die Sekte, aus der aufgrund rein machtpolitischen Kalküls 1578 der Kult um den Dalai Lama hervorging, kämpfte sich den Weg an die Spitze mit Gewalt und Intrigen frei:

"Mit dem Niedergang der mongolischen Il-Chanat-Herrschaft und dem damit verbundenen Ende des Protektorats der Sakyapa brachen (ab etwa 1335) erbitterte Machtkämpfe zwischen den einzelnen Schulen und Klöstern Tibets aus, die sich über mehrere Generationen hinzogen. Aus den teilweise mit brutalster Gewalt ausgefochtenen Rivalitäten, in die sich auch die vom Sakyapa-Klerus entmachteten Fürsten einmischten, ging letztlich eine neuformierte Sekte hervor, die als Gelugpa (tibetisch: die Tugendhaften), weit mehr aber nach der Farbe ihrer Kopfbedeckungen als „Sekte der Gelbmützen“ (im Gegensatz zu den „Rotmützen“ der Sakyapa oder Kagyüpa).

Mit Hilfe des Mongolenführers Gushri Khan entledigte sich die Gelugpa zwischen 1639 und 1642 sämtlicher innenpolitischer Widersacher, selbst der in Lhasa sitzende, völlig bedeutungslose Vertreter der chinesischen Ming-Herrscher wurde umgebracht. Insbesondere aber die wiedererstarkten Rotmützen wurden mit unerbittlicher Gewalt verfolgt und letztlich nahezu ausgerottet: die Mönche der Sakyapa wurden zu Tausenden erschlagen, eingekerkert oder vertrieben, man eignete sich ihre Klöster und ihren Besitz an, verbot ihre Lehre, verbrannte ihre Schriften; auch die anderen buddhistischen Schule wurden zu völliger Bedeutungslosigkeit reduziert. Gushri Chan ernannte Lobsang Gyatso (1617 – 1682), der bereits als Fünfter Dalai Lama inthronisiert war, zur höchsten geistlichen und weltlichen Autorität des Landes; (...)" (S. 58 f.)

Mit anderen Worten: Die Autorität, die der Dalai Lama heute für sich beansprucht, ist ein Relikt, das aus den Zeiten der unmittelbaren Erben von Dschingis Khan auf die Tibeter gekommen ist. Wer glaubt, daß das alles kalter Kaffee und Schnee von gestern ist, sieht sich durch einen Vorfall aus dem Jahr 1997 eines besseren belehrt:

"Am 4. Februar 1997 erschütterte ein Ritualmord den Exil-Regierungssitz des Dalai Lama: Drei Mönche aus dem innersten Zirkel um „Seine Heiligkeit“, darunter der 70jährige Abt Geshe Lobsang Gyatso, waren in der Nacht auf grausige Weise abgeschlachtet worden; man hatte sie mit zahlreichen Messerstichen niederstreckt [Druckfehler im Original, M.H.] und ihnen wie Tieren beim Metzger die Haut angezogen. Weitere hochrangige Mönche, auch der Dalai Lama selbst, erhielten entsprechende Drohungen. Die Attentäter, so die für Buddhismus- und Dalai Lama-Fans in aller Welt schockierende Erkenntnis, kamen aus den Reihen der Exiltibeter selbst: aus den Reihen der Anhänger eines tibetischen Schutzpatrons, den der Dalai Lama ein gutes halbes Jahr zuvor mit Bann belegt hatte." (S. 382)

Nun könnte man immerhin behaupten, dieser Mordanschlag sei ja gegen die Politik des Dalai Lama gerichtet gewesen und repräsentiere nicht den tibetischen Buddhismus als Ganzes, und schon gar nicht die Sekte des Dalai Lama selbst. Kann der Mann als solcher nicht trotzdem als Leuchtturm der Friedfertigkeit und der Gerechtigkeit angesehen werden, für den ihn seine Anhänger halten? Keineswegs. Schon die simple Tatsache eines blutigen Guerillakriegs, der von einer Untergrundarmee seit 1958 im Namen der tibetischen Kultur gegen die Chinesen ausgefochten wurde, läßt an der legendenhaften absoluten Friedfertigkeit der Tibeter zweifeln. Daß der bewaffnete Kampf u.a. der Organisation Chusi Gandruk von einem der älteren Brüder des Dalai Lama, Gyalo Thöndup geleitet und von der CIA gesponsert wurde, wirft ein zwiespältiges Licht auf den ewig friedfertig lächelnden Dalai Lama selbst. Der bewaffnete Widerstand wurde 1973 auf Druck der USA eingestellt, nachdem die Amerikaner sich mit den Chinesen ins Benehmen setzen wollten. Die jährliche Unterstützung von 1,7 Millionen Dollar allein durch die CIA und andere Gelder blieben aus, und die Untergrundarmee wurde aufgelöst.

"Der Dalai Lama [...] konnte sich als Friedensstifter feiern lassen. Daß er dem bewaffneten Widerstand der Chusi Gangdruk fast fünfzehn Jahre lang höchst wohlwollend zugesehen hatte – in offenem Widerspruch zu seinem ständig vorgetragenen Bekenntnis zur Gewaltlosigkeit – war schnell vergessen. (Passagen aus seiner Autobiographie von 1962, in denen er den tibetischen Guerillakampf ausdrücklich gutgeheißen hatte, wurden in der Neufassung von 1990 – inzwischen war er Friedensnobelpreisträger geworden – ersatzlos entfernt)." (S. 174 f.)

Vollends wird sein Gerede über Frieden zur Farce, wenn man sich die stabilen Kontakte des Dalai Lama zu alten und neuen Nazis und terroristischen Sektengründern ansieht. Das fängt bei den Nazi-Emissären der Enddreißiger nach Tibet an (an erster Stelle wäre dabei Heinrich Harrer zu nennen), und hört bei dem chilenischen Neofaschisten Miguel Serrano noch lange nicht auf.

Besondere Erwähnung verdienen in diesem Zusammenhang die Verbindungen des Dalai Lama zur internationalen Theosophen-Szene. Die Theosophie ist ein absurdes Gebräu aus krass rassistischen, antirationalen und esoterischen Ideologieversatzstücken, das Ende des 19. Jhdts. von der russischen Spiritistin Helena Blavatsky zusammengekocht wurde. Die Blavatsky faselte von sogenannten „Wurzelrassen“, aus denen die heutigen „Menschenrassen“ samt und sonders entstanden seien, und in den Tibetern sah sie die letzten Vertreter der Wurzelrasse der „Atlantier“ (den Abkömmlingen von Atlantis). Zum Entzücken aller Antisemiten konnte sie die Juden in ihren fünf Wurzelrassen nicht unterbringen, und verurteilte sie deswegen kurzerhand zum Aussterben, genauso wie die „Rothäute, Eskimos, Papuas, Australier, Polynesier usw.“, deren Zeit sie im Zeichen der spirituellen Vervollkommnung der Menschheit abgelaufen sah: Weg mit ihnen. Sie behauptete, derlei Weisheiten seien ihr 1888 in Form ihres Werks „Die Geheimlehre“ aus der Hand erleuchteter Tibeter zuteil geworden. (Natürlich sind die angeblichen Aufenthalte der Blavatsky in Tibet nicht belegt). Als kleines Detail am Rande sollte vielleicht erwähnt werden, daß diese Frau zusammen mit ihrem Gefährten Henry Steve Olcott zu den ersten Europäern gehörte, die offiziell zum Buddhismus übertraten (1880).

Wer durch den Begriff „Theosophie“ an jenen anderen der „Anthroposophie“ erinnert wird, der ist auf der richtigen Fährte. 1902 wurde Rudolf Steiner Mitglied und Sekretär der "Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft" (in Wahrheit nur die deutsche Vertretung einer Fraktion der Theosophen, der "Adyar-TG", die 1895 aus einem theosophischen Schisma hervorgegangen war). Steiner überwarf sich später mit Annie Besant, der amtierenden Präsidentin der Adyar-TG, weil er deren Entscheidung nicht mittragen wollte, den indischen Guru Krishnamurti zum neuen Messias zu erklären. Ansonsten ist das anthroposophische Gewäsch genauso ohne Vernunft und Wahrheit wie das theosophische.

Wie dem auch sei, der tibetische Klerus fand an der unerwarteten Schützenhilfe aus dem Westen Gefallen (wie auch nicht?), und der heutige Dalai Lama ist eng genug mit der Theosophie verwoben, um Vorworte zu Neuausgaben der Werke von Helena Blavatsky zu schreiben:

"Wie auch Samdhong Rinpoche, Präsident der Abgeordnetenkammer der tibetischen Exilregierung in einem offiziellen Schreiben vom 24.4.1994 bestätigt, gebe es >seit langem einen fruchtbaren Austausch von Ideen unter Mitgliedern der Theosophischen Gesellschaft und Buddhisten; diese Ideen entspringen in der Tat den ‚Ähnlichkeiten bis hin zur Identität‘ der Glaubensgrundsätze.<" (S. 86)

In der Tat, da scheint man einander gesucht und gefunden zu haben.

Am bizarrsten aber sind wohl Vorgänge um die Beziehung zwischen dem Dalai Lama und Shoko Asahara, dem Gründer der Aum-Sekte, die Mitte der 90er durch grausame Giftgasattentate in Japan auf sich aufmerksam machte. Der Dalai Lama hatte seit 1987 nicht nur dauerhaften Kontakt mit Asahara, sondern versorgte ihn auch 1989 mit persönlichen Empfehlungsschreiben, die ihn und seinen Verein öffentlich als spirituell besonders wertvoll bewarben. Nach Goldner waren es diese Empfehlungsschreiben des seinerzeit schon enorm populären Dalai Lama, die Asahara und seiner Sekte in Japan zum entscheidenden Durchbruch verhalfen. Die wirklichen Zielen dieser Gruppierung, deren Aktivitäten der Dalai Lama öffentlich als „schätzenswert“ beschrieben hatte, obwohl ihm die kriminelle Vergangenheit Asaharas bekannt war, kamen nach den Giftgasanschlägen vom 27.6.1994 und 20.3.1995 ans Tageslicht, für die die Aum-Sekte verantwortlich war:

"Innerhalb einer Woche wurden 20 Aum-Zentren in ganz Japan durchsucht. Man fand bizarre Laboratorien, in denen Hunderte riesiger Kübel mit scharfriechenden Chemikalien lagerten, darunter sämtliche Stoffe, die zu Herstellung von Sarin [dem bei den Anschlägen verwendeten Giftgas, Anm. M.H.] erforderlich waren. Man entdeckte biologische Waffen, Sprengstoff und automatische Gewehre. Täglich wurde die Liste der Funde länger und immer noch horrender. Aum Shinrikyo [der volle Name der Sekte, Anm. M.H.], so erfuhr die geschockte Öffentlichkeit, verfügte über ein Arsenal an Gift- und Kampfstoffen, das ausreichte, um mehrere Millionen Menschen auf einen Schlag zu töten." (S. 216)

Was sagt er Dalai Lama selbst zu all diesen Dingen? Herzlich wenig. Von einigen belanglosen Floskeln abgesehen, hat er weder etwas zu der extrem blutigen Geschichte des gesamten tibetischen Buddhismus zu erklären, noch zu den Versuchen, die Erinnerung an die eigene gewalttätige „Realpolitik“ zu unterdrücken, noch zu seinen aktuellen Beziehungen zu zwielichtigen Sektenführern, Klerikalfaschisten und Altnazis. Es ist vor allem dieses beredte Schweigen, das seine friedfertige Fassade so fadenscheinig macht:

"Zu einer klaren Verurteilung Shoko Asharas und seiner Mörderbande konnte der Dalai Lama sich bis heute nicht durchringen. Noch Wochen nach den Tokioter Terroranschlägen ergriff er ausdrücklich Partei für seinen spirituellen Freund, den er zuvor als „kompetenten religiösen Lehrer“ hochgelobt hatte. Auch auf der Berliner Friedensuniversität im Spätsommer 1995, der er als Schirmherr vorstand, ließ er verlauten, er sehe in Asahara einen „Freund, wenngleich nicht unbedingt einen vollkommenen (not necessarily a perfect one)“. Die Frage von Autor Goldner nach den Opfern seines Terroristenfreundes quittierte er mit jenem dämlichen Grinsen, das seine AnhängerInnen und VerehrerInnen so zauberhaft an ihm finden." (S. 235 f.)
 


2) Theorie und Praxis des tibetischen Buddhismus


a) Karma

Einer der größten Vorteile von Colin Goldners Buch ist die Entschlossenheit seiner Buddhismuskritik und die Genauigkeit, mit der er die speziellen Gegebenheiten des tibetischen Buddhismus herausarbeitet. Der fragwürdigste Ideologiebestandteil des gesamten Buddhismus ist zweifelsohne die Karma-Lehre. Die Behauptung, daß das gegenwärtige Geschick eines Menschen unmittelbar mit dem Verhalten in einem früheren Leben zusammenhängt und seinerseits wiederum Art und Qualität noch folgender Wiedergeburten bestimmt, kann so interpretiert werden, daß jeder Mensch für jede Art von Unglück aufgrund „böser“ Handlungen in einem früheren Leben selbst verantwortlich sei. Dehnt man diese Interpretation auf ganze Gruppen von Menschen aus, ist es nur noch ein kleiner Schritt dahin, die Diskriminierung und Unterdrückung dieser Gruppe als das Wirken karmischer Gesetze zu lesen: Sie hätten eben früher nicht so böse sein sollen.

Daß diese „soziale“ Interpretation der Karma-Lehre keine bloße Theorie ist, beweisen z.B. die Versuche neuer und alter Faschisten, den Mord an den europäischen Juden als eine karmische Notwendigkeit hinzustellen. Heinrich Himmler, der Führer der SS etwa, war explizit der Meinung, daß die Juden in ihrer Vernichtung durch die Nationalsozialisten für schlechte Taten in früheren Epochen bestraft würden, die „Gedanken“ des zeitgenössischen Esoterikfaschisten „Trutz Hardo“ (bürgerl. Tom Hockemeyer) gehen in dieselbe Richtung.
Der tibetische Buddhismus jedenfalls benutzt die Karma-Lehre sehr gezielt als individuelle und soziale Zuchtrute. Mit surreal gesteigerten Bestrafungsphantasien werden die Gläubigen vor dem Abweichen vom Pfad der Tugend gewarnt. In diesen Bestrafungsphantasien wimmelt es nur so von Teufeln, Dämonen  und Höllen. Die genau ausgemalten Qualen, denen der karmisch unzuverlässige Buddhist in einer künftigen Wiedergeburt, oder in der Phase zwischen den verschiedenen Inkarnationen (wie im Tibetanischen Totenbuch, dem Bardo Todöl beschrieben) ausgesetzt ist, wirken wie die Fieberphantasien von Sadisten:

"Die Höllen, sechzehn an der Zahl, lägen >viele Meilen unter der Erde<; acht davon seien sogenannte >Heiße Höllen<, die anderen acht seien >Kalte Höllen<. In den >Heißen Höllen< bestehe der Boden aus >rotglühendem, sengendem Eisen; an den Seiten ist er von versengenden, eisernen Zäunen umgeben (...) und mit vier Toren abgesichert<. Ohne Pause werde man dort den schrecklichsten Qualen ausgesetzt: >In der Heißen Hölle wird man wie ein Fisch in riesigen, rotglühenden Eisenkesseln gebraten. Mit einem brennenden, spitzen Pfahl wird man vom Anus her durchstoßen, bis dieser wieder am Scheitel austritt<, auch werde man >auf den rotglühenden Boden gelegt und dann mit eisernen Hämmern geschlagen<." (S. 37)

So geht es Kapitel um Kapitel in der entsprechenden Literatur weiter. Der tibetische Buddhismus hat für den Gläubigen, der gesündigt hat, ein nicht endenwollendes Arsenal von Folterungen in petto: Köpfe werden abgerissen, Zungen werden aus dem Mund gezogen und mit Dolchen durchstoßen, die armen Seelen versinken in Seen aus Exkrementen und werden von Insekten, die in diesen Seen leben zerfressen und zerpickt. Die schlimmste aller Verfehlungen für einen tibetischen Buddhisten ist bezeichnenderweise das Aufbegehren gegen ein Mitglied des lamaistischen Klerus, und das beste, was er tun kann, ist, allen Mitgliedern dieses Klerus blind zu gehorchen. Im „alten Tibet“ hatte er ohnehin keine Wahl, denn die gesamte religiöse und weltliche Macht, die justizielle und polizeiliche eingeschlossen, lag bei eben den Leuten, die ihm für den Fall der Unbotmäßigkeit ewige Höllenqualen androhten.

Aus theologischer Sicht ist interessant, daß diese Höllenphantasien, zusammen mit dem notwendigen Gegenkonstrukt des Paradieses "Sukawati" eine Eigenentwicklung des Mahayana-Buddhismus sind, zu dem auch der tibetische Buddhismus zählt, und daß sie in den ursprünglichen Lehrreden Buddhas nicht auftauchen. Man fühlt sich an die ausgefeilten Höllen-Szenarien des christlichen Mittelalters erinnert, mit dessen rigidem Bestrafungsterror der tibetische Buddhismus jederzeit mithalten kann. James Joyce hat in seinem Roman „A Portrait of the Artist as a Young Man“ beschrieben, wie noch Ende des 19. Jahrhunderts katholischen Internatszöglingen vor der Hölle Angst gemacht wurde. Wer die entsprechenden Stellen kennt, wird sich von den psychischen Disziplinierungsstrategien des tibetischen Buddhismus schnell daran erinnert fühlen:

"Was derlei pathologischer Karma- und Wiedergeburtswahn in den Köpfen einfach strukturierter, ungebildeter Menschen anrichtet – ganz zu schweigen von den Köpfen drei- oder vierjähriger Kinder, die man damit vollstopft, läßt sich nur ansatzweise und mit Schaudern erahnen." (S. 38)
 

b) Frauenfeindlichkeit

Die Frauenfeindlichkeit, die sich im Buddhismus von Anbeginn an findet, ist vom tibetischen Buddhismus ins Monströse gesteigert worden. Dies dokumentiert sich nicht nur in der Theorie, daß Frauen grundsätzlich nicht erleuchtungsfähig sind. Frauen haben im tibetischen Buddhismus nichts zu melden, sie sind Dienerinnen und sie haben zu gehorchen. Es ist kein Zufall, daß es in der Macht-Hierarchie des tibetischen Buddhismus nicht eine einzige Frau gibt. Für einen tibetischen Buddhisten wäre beispielsweise die Vorstellung eines weiblichen Dalai Lamas grotesk, und nicht nur deswegen, weil Chenrezig sich niemals in einer Frau reinkarnieren würde, die per se als niedere Daseinsform des Menschen angesehen wird.

Die negative Haltung des tibetischen Buddhismus zu Frauen erweist sich besonders in den inneren „Mysterien“ des tantrischen/tibetischen Buddhismus, die allein auf die spirituelle Vervollkommnung des Mannes abzielen, und Frauen dafür nur als Mittel zum Zweck begreifen. Es wird nicht gerne darüber gesprochen, und der Dalai Lama empfiehlt, die Abgründe seiner Religion den Unbefangenen und Uneingeweihten nicht allzu deutlich vor Augen zu führen, aber das spirituelle Endziel des tibetischen Buddhismus – und das unterscheidet ihn von anderen Formen des Buddhismus – bedarf unabdingbar des realen sexuellen Mißbrauchs von Mädchen und jungen Frauen. Endziel der „spirituellen Entwicklung“ im tibetischen Buddhismus ist neben dem Eingang ins Nirwana (wie sonst im Buddhismus üblich), die Aufhebung der polaren Gegensätze des Männlichen und Weiblichen in der Person des Ausübenden:

"Den tantrischen Lehrtexten geht es stets um die Transformation sexueller Energie in Macht, von Macht über einzelne Personen bis hin zur phantasmagorischen Macht, auf das Geschehen des Universums Einfluß zu nehmen. Zur Freisetzung derartiger (All-)Macht, die jede Polarität des Seins transzendiert, bedarf der männliche Lama spezifisch weiblicher Energie. Diese Energie, in den Vorstellungen des Tantrismus ein durchaus materiell zu verstehendes „Elixier“, sucht der Lama sich mittels rituellen Sex-Kontaktes zu Frauen anzueignen. In der Absorption der weiblichen Energie – diese wird vor allem in Menstruationsblut oder Vaginalsekret gewähnt – könne der Lama eine Art mystischer „Doppelgeschlechtlichkeit“ aufbauen, die die Urkräfte des Kosmos (tib.: Yab/Yum) in ihm integriere und eben dadurch ins Omnipotente steigere. Ziel ist es, zum Adibuddha zu werden, zum Herrn allen weltlichen und überweltlichen Geschehens. Interessant sind insofern die Ritualgegenstände, mit denen die Lamas bei ihre öffentlichen Zeremonien hantieren: in der Rechten führen sie stets das phallussymbolische Diamantszepter (sanskrit: Vajra), in der Linken die vaginalsymbolische Glocke (sanskrit: Gantha): der Lama versteht sich als Herr des männlichen wie auch des weiblichen Prinzips, er ist Mann und Frau." (S. 163)

Wie soll aber der Weg zur sexualmagisch fundierten Allmacht aber im Alltag aussehen? Dazu hat sich ein gewisser Lama namens Gedün Chöpel Anfang der 30er Jahre in einem eigens verfassten Buch eindeutig ausgedrückt:

"Die als Sexgefährtinnen in Frage kommenden Frauen müssen bestimmte Kriterien erfüllen: Laut tantrischer Lehre solle die Songyum mit „Anmut und Jugend“ ausgestattet sein und aus gutem Hause stammen. Ihre Haut dürfe nicht zu dunkel und nicht zu hell sein und ihrer Vagina müsse ohne Unterlaß ein Duft wie von verschiedenen Lotusarten oder süßem Lilienholz entströmen. In einem Tantratext werden fünf Arten von Sexgefährtinnen - gerne auch >Weisheitsgefährtinnen< genannt - unterschieden: Die Achtjährige, die Zwölfjährige, die Sechzehnjährige, daneben die Zwanzig- und die Fünfundzwanzigjährige; jede Altersstufe diene ganz bestimmten Zwecken. Lama Chöpel rät davon ab, „mit Gewalt in ein junges Mädchen einzudringen“, das sich zu sehr wehre; es könne dies die Geschlechtsteile verletzen (was sie womöglich für weitere Praktiken unbrauchbar mache). Ratsam sei es in solchem Falle, sich lediglich zwischen ihren Schenkeln zu reiben. Allemal empfehle es sich, Kinder vor dem Geschlechtsverkehr mit etwas Honig oder Süßigkeiten zu beschenken; ältere Mädchen, so ein Ratschlag an anderer Stelle, ließen sich sehr probat auch mit Wein gefügig machen. Im übrigen sei es durchaus rechtens, ein Mädchen, das die sexuelle Vereinigung verweigere, dazu zu zwingen. Mit Frauen fortgerückten Alters, so die Lehrer des Tantra, solle tunlichst nicht praktiziert werden: ab dreißig gelten Frauen als Manifestationen bösartiger Geister; ab Ende dreißig werden sie nur noch als >Hundeschnauze, Saugfresse, Schakalfratze, Tigerdrachen, Eulengesicht< und dergleichen bezeichnet." (S. 160)

Der Kern des tibetischen Buddhismus besteht also aus Allmachtsphantasien, denen bedenkenlos das Selbstbestimmungsrecht und die psychische Unversehrtheit von Frauen geopfert werden. Selbst unter religiösem Vorwand verübte Vergewaltigungen sind nicht ausgeschlossen. Unter diesen Umständen ist es absolut nicht verwunderlich, daß einige der Starlamas, die sich im Westen tummeln, vor allem durch sexuellen Mißbrauch ihrer Schülerinnen aufgefallen sind (so z.B. Chögyam Trungpa Rinpoche und Sogyal Rinpoche). Das alles wohlgemerkt unter der Voraussetzung, daß die hohen Lamas sich darstellen, als lebten sie zölibatär:

"Seitens der Lamas wurden und werden sexuelle Praktiken mit realen Frauen kategorisch abgestritten, selbst dann, wenn sie ihnen unbestreitbar nachgewiesen worden sind." (S. 155)

"In der Regel aber wurde und wird die Existenz der Konkubinen streng geheimgehalten, damit, wie die britische Tibetologin und gläubige Buddhistin June Campbell – selbst jahrelange „Sexgefährtin“ eines hohen Lamas – es beschreibt „die hochgestellten Mönche im klösterlichen Kontext sexuelle Praktiken ausführen können, der Fortbestand des Systems [gemeint ist das tibetische Tülku-System, d. A.] dadurch jedoch nie gefährdet wird. In der Öffentlichkeit kann der Lama weiterhin als Mönch auftreten, der an das Gelübde sexueller Enthaltsamkeit gebunden ist, obwohl er tatsächlich unter strikter Geheimhaltung sexuell aktiv ist." (S. 154)

Besonders perfide ist dabei die Praxis, den mißbrauchten Frauen vorzugaukeln, der sexuelle Kontakt mit dem „Meister“ bringe religiöse Vorteile für sie, was diese Art geheimgehaltener Ausbeutungsbeziehungen zu einem sexuellen Ablaßhandel macht. Aber:

"Die amerikanische Psychotherapeutin Diane Shainberg, die mit einer Vielzahl westlicher „Sexgefährtinnen“ tibetischer Lamas gearbeitet hat: >In keinem der mir bekannten Fälle war die betroffene Frau in der Lage, dem Geschehen eine positive Bedeutung abzugewinnen (...) all diese Frauen fühlten sich zum Sexobjekt degradiert. (...) Ich habe bei diesen Frauen nie etwas wahrgenommen, das auch nur im Entferntesten als Gewinn bezeichnet werden könnte. Nichts.<" (S. 156)

Wiederum ergibt sich, wie auch schon bei der Bestrafungs- und Höllentheologie eine interessante Parallele zwischen tibetischem Buddhismus und Katholizismus. Das Zölibat der tibetischen Lamas ist genauso heuchlerisch wie das des katholischen Klerus.

Doch der Dalai Lama ist ein Freund der Diskretion:

"Wie der Dalai Lama erklärt, müsse das alles indes >verborgen gehalten [werden], weil es für den Geist vieler nicht geeignet ist. (…) Eine offene Verbreitung ist untersagt, und die Übenden müssen Geheimhaltung gegenüber jenen praktizieren, die keine Gefäße für diesen Pfad [Eingeweihte in die höheren Stufen des Tantra, d. A.] sind.<" (S. 154)

Als jedoch ruchbar zu werden drohte, was es mit den sexuellen „Verfehlungen“ der hohen tibetischen Lamas auf sich hatte, mußte auch er Stellung beziehen:

">Seit etwa drei Jahrzehnten wächst das Verbreitungsgebiet des Buddhismus weltweit.  (...) Gleichzeitig sind manchmal etwas ungute Situationen entstanden und Schwierigkeiten aufgetreten, die auf ein Übermaß an blindem Glauben von seiten der Schüler zurückzuführen sind, aber auch auf gewisse Lehrer, die aus der Abhängigkeit  ihrer Schüler Vorteil gezogen haben. Das hat gelegentlich zu Skandalen, zu sexuellem oder finanziellem Mißbrauch geführt.“ Ausdrücklich wälzt der Dalai Lama die Schuld an dem Mißbrauch auf die jeweiligen SchülerInnen ab, die „ihre spirituellen Lehrmeister zu sehr verwöhnen; sie verderben sie.<" (S. 158)

Das ist angesichts des wahren Kerns dieser Religion blanker Zynismus und erinnert wiederum an das altbekannte Lied, das noch jeder katholische Pfaffe gesungen hat, wenn ihm nach nachgewiesen wurde, daß sein Zölibat Löcher hat. Ganz allgemein erweist sich auch hier wieder die Parallele zwischen dem tibetischen Buddhismus und dem Christentum: In beiden Religionen wird die Frau als die Verführerin und Verderberin gebrandmarkt, die die treuen männlichen Gläubigen und vor allem die männliche Priesterschaft vom Pfad der Tugend abbringt.
 

c) Seltsame Freunde

Von den privaten und offiziellen Beziehungen des Dalai Lama selbst zu Sektenspinnern, Faschisten und rechtsgewirkten Esoterikern war ja schon die Rede. Der tibetische Buddhismus ist aber insgesamt seit seiner „Entdeckung“ durch den Westen, spätestens aber seit dem Ende des 19. Jhdts. der Sehnsuchtsfluchtpunkt etlicher Quatschköpfe, die es mit dem Übersinnlichen haben. Auffällig ist spätestens seit dem Beginn der 20er Jahre des 20. Jhdts., daß diese Quatschköpfe in aller Regel Rassisten, wenn nicht ausgemachte Rechtsradikale sind. Die bis vor wenigen Jahren komplett unbeachtete okkulte Unterströmung des Nationalsozialismus hatte eine ausgeprägte „tibetische Komponente“:

"Fest steht, daß die Nationalsozialisten ein auffällig großes Interesse an Tibet hegten. Dieses speiste sich zunächst aus rein esoterisch–okkulten Hirngespinsten, später kamen politische Faktoren hinzu. Schon kurze Zeit nach der Machtergreifung der Nazis (1933) hatte Reichsführer SS Heinrich Himmler die sogenannte „Forschungsstätte Ahnenerbe“ ins Leben gerufen. Aufgabe dieser Einrichtung war es, die Weltanschauung der SS natur- und geisteswissenschaftlich zu unterfüttern. Neben einigen durchaus renommierten Hochschulprofessoren und Privatgelehrten, die sich von Hitler einspannen ließen, besetzte dieser sein „Forschungsprojekt“ bevorzugt mit Pseudowissenschaftlern und Obskuranten, so etwa mit dem Wiener Ingenieur Hans Hörbiger samt seiner Glazial–Kosmogonie („Welteislehre“) oder dem österreichischen Ex-Offizier und Runenforscher Karl-Maria Willigut. Himmler, fasziniert von mittelalterlicher Alchimie (ohne sich jemals tiefer damit befasst zu haben), von Astrologie, Geomantie, Wünschelrutengehen und was es sonst noch an „Geheimwissenschaften“ gab, zeigte besonderes Interesse auch an der (mithin von Willigut zurechtgesponnenen) Vorstellung, es hätten Überlebende des untergegangenen Kontinents Atlantis in Tibet sagenhafte unterirdische Reiche geschaffen, in denen ihr uraltes Wissen bewahrt würde." (S. 85)

[Anmerkung: Hier irrt Goldner in einem Detail. Nicht Hanns Hörbiger war Mitarbeiter des SS-Ahnenerbes (er starb 1931), sondern sein Co-Autor und Herausgeber Philipp Fauth.]

Diese Wahnphantasien auf die schon erwähnte Helena Blavatsky zurück. Himmler nahm sie ernst genug, um 1938 eine eigene Expedition nach Tibet zu finanzieren und unter den Schutz seiner persönlichen „Schirmherrschaft“ zu stellen. Federführend war der Biologe und Tibetforscher Ernst Schäfer, begleitet wurde er u.a. von dem „Rassekundler“ Bruno Berger. Selbstredend erbrachte dieser grausige Schildbürgerstreich wenig, was über den üblichen „rassekundlichen“ Quatsch der "NS-Wissenschaft" hinausgegangen wäre, aber die Expedition traf immerhin auf Vertreter der tibetischen Regierung. Was man miteinander besprochen hat, bleibt bis zum heutigen Tage unter Verschluß:

"Der Dalai Lama, dessen Regent und persönlicher Tutor Jamphel Yeshe Gyaltsen, bekannt als Reting Rinpoche, im Jahre 1939 eine SS-Delegation offiziell im Potala empfangen hatte, weigert sich bis heute, irgendwelche Auskunft zu den damaligen Unterredungen zu geben; auch aus den Aufzeichnungen des Delegationsleiters Ernst Schäfer, der mehrfach mit dem Regenten sowie hochrangigen Regierungsmitgliedern zusammengetroffen war, geht kaum etwas über deren Inhalt hervor." (S. 87)

In diesen Zusammenhang gehört auch die lebenslange Freundschaft des Dalai Lama zu Heinrich Harrer (und dessen lebenslanges Engagement für die tibetische Sache). Harrer war auf einer getrennten Expedition zum Nanga Parbat aufgebrochen, und nach Kriegsbeginn 1939 von den Briten in Nordindien verhaftet worden. 1944 floh er aus dem Internierungslager Dehra Dun und schlug sich nach Tibet durch, wo er bis 1951 lebte. Als aus seinen verkitschten Memoiren über diese Zeit ein noch verkitschterer Hollywood-Schinken mit Brad Pitt gemacht wurde, kam ans Tageslicht, daß Harrer ein Erznazi gewesen war: Mitglied in der SA (seit 1933), der SS und der NSDAP. Das ficht den Dalai Lama jedoch nicht an: Er ist bis heute mit Heinrich Harrer ein Herz und eine Seele. Heinrich Harrer erzählt währenddessen über Tibet genau den Stuß, den auch der Dalai Lama verbreitet (vor allem die Propagandalügen zur chinesischen Präsenz in Tibet): Fürwahr, da haben sich zwei gefunden.


d) Die Lebensbedingungen der Tibeter unter dem tibetischen Buddhismus

Als der tibetische Buddhismus in Tibet unumschänkt herrschte, waren die Lebensbedingungen der Tibeter entsetzlich. Die überwiegende Mehrzahl der Menschen war sterbensarm, sie lebten das Leben von unterdrückten Dreckfressern. Unnachgiebig wurden sie von den Mönchen ausgebeutet, die ihre Machtansprüche durchaus mit brutaler Gewalt durchsetzen konnte, unter anderem mithilfe zweier Institutionen, von denen die westlichen  Tibetfreunde nichts wissen, oder über die sie lieber schweigen: der Mönchspolizei (Zimzag) und den Mönchssoldaten (Dob-Dobs). Außerhalb der Klostermauern konnte niemand lesen, ein Sozial- oder Gesundheitswesen für die breite Masse der Bevölkerung existierte nicht. Währenddessen schwamm die Mönchselite in Geld- und Sachwerten und brauchte auf keinen Luxus zu verzichten.

Ausgemachten Tibetfans wie Harrer und Schäfer, die sich mit versponnenen Ideen über die Edelmenschen vom Dach der Welt auf den Weg machten, konnten sich über die Lebensbedingungen der breiten Bevölkerung ein Bild aus erster Hand machen. Dabei hatten sie, wie es ihrem Status als „arischen Herrenmenschen“ entsprach, für die Leiden der einfachen Bevölkerung nur Verachtung übrig, während ihr Ziel die politische Verständigung mit dem erleuchteten Mönchsadel war, dem sie das absolute Recht zur brutalen Machtausübung zugestanden. So schreibt zum Beispiel Harrer:

">Es gibt keine Polizei in unserem Sinn, doch werden Übeltäter immer öffentlich abgeurteilt. Die Strafen sind ziemlich drastisch, aber in ihrer Art das einzig Richtige bei der Mentalität der Bevölkerung.< Einem Mann, der eine Butterlampe aus einem Tempel gestohlen hatte, wurden >öffentlich die Hände abgehackt und sein verstümmelter Körper in eine nasse Yakhaut eingenäht. Dann ließ man die Haut trocknen und warf ihn in die tiefste Schlucht.<" (S. 83)

Schäfer berichtet angeekelt von der südtibetischen Stadt Phari:

">So erstickt Phari förmlich im eigenen Auswurf, und nur die Härte des Klimas scheint seine Bewohner notdürftig gegen Pocken, Pest und Cholera zu schützen. In Unrat geschlagene Treppen führen zu den Eingangstüren der stallähnlichen Behausungen hinab, wo sich Menschen und Tiere in trauriger Gemeinschaft gegen die Unbilden der Witterung zu schützen suchen. Ich habe lange genug in Asien gelebt, um gegen Schmutz recht unempfindlich geworden zu sein. In Phari aber kostet es mich doch einige Überwindung, in eine der lichtlosen, entsetzlich riechenden Behausungen hinabzukriechen, die gleichzeitig als Wohnraum, Schlafraum, Küche und Stall dient. Fenster existieren nicht, der Boden besteht aus festgetretenen Kuhfladen, und die Wände glitzern von Ruß und Reif.<" (S. 28)

So der Bericht eines Tibetbegeisterten aus den späten 30er Jahren, der auszog, um seinen schwachsinnigen Rassenkonstrukten in der Praxis nachzuforschen – und dabei auf wenig erbauliches stieß:

"Im Gegensatz zu derlei menschenunwürdigen Lebensumständen erwartete Schäfer zivilisiertere Verhältnisse in der Hauptstadt Lhasa, dem Regierungssitz des tibetischen Gottkönigs. In der Tat fand er in der „Heiligen Stadt“ – zusammen mit seine  Reisegefährten war er persönlicher Gast des seinerzeitigen Regenten Reting Rinpoche – mit nachgerade obszöner Pracht ausgestattete Klöster, Tempel, Paläste und Gärten vor (allein der Potala, Winterresidenz des Dalai Lama, verfügte über mehr als 1000 Prunkräume, die etwas außerhalb Lhasas gelegene Sommerresidenz von Norbulingka über 500 Räume samt einer mehr als vierzig Hektar großen Parkanlage); jenseits der Tempel- und Palastbezirke zeigten sich ihm indes die gleichen elenden Lebensbedingungen, wie er sie überall in Tibet gesehen hatte: Die >heilige Stadt<, wie er schreibt, sei nichts als ein >häßliches Gewirr kleiner und winkliger Gassen und Gäßchen<, in dem die >Unhygiene keine Grenzen< finde (...)" (S. 29)

Die weiteren Beschreibungen aus Lhasa decken sich mit den bereits erwähnten Zuständen in Phari. Nun könnte man immerhin noch die Hoffnung hegen, der derzeitige Dalai Lama würde das alles ändern, wenn er in Tibet wieder an die Macht käme. Zu dieser Hoffnung besteht allerdings wenig Anlaß. In seiner Exilresidenz führt er das System, in dem er aufgewachsen ist, bruchlos fort, mit dem Unterschied, daß er und die Seinen dort aufgrund der internationalen Spenden und nicht der Ausbeutung des eigenen Volkes in Geld schwimmen. Eklatanter werden schon die sozialen Unterschiede, wenn der Jet-Set-Dalai-Lama auf den Rest der buddhistischen Welt trifft. So hat er sich zum Beispiel nicht entblödet, in Bodhgaya, dem Ort, an dem Buddha seine legendenhafte Erleuchtung erlebte, den Bau einer größenwahnsinnigen, 152,4 Meter hohen Buddhastatue zu initiieren, deren Kosten mit 100 Millionen US-Dollar veranschlagt werden (aktuellere Schätzungen gegen vom Anderhalbfachen aus) – dies in einer der ärmsten Gegenden Indiens. Lokale Aktionsgruppen wie das „Bodh Gaya Forum of Village Republics“ sprechen schon jetzt von negativen Auswirkungen des Projekts auf die Region, ohne daß der Dalai Lama oder sonst wer in irgendeiner Weise sinnvoll darauf Bezug nähme.

Die vielleicht deutlichste Aussage über das Sozialgefüge des „alten Tibet“ macht das „Justizsystem“, das in diesem so erleuchteten und vom sanften und toleranten Buddhismus durchwirkten Land zur Anwendung kam. Es stammte in seinen Grundzügen aus der Zeit von Dschingis Khan und sah Strafen nach Art des Dschingis Khan vor:

"Das tibetische Strafrecht leitete sich aus einem Gesetzeswerk Dschingis Khans des frühen 13. Jahrhundert ab und zeichnete sich durch extreme Grausamkeit aus. Zu den bis weit in das 20. Jahrhundert hinein üblichen Strafmaßnahmen zählten öffentliche Auspeitschung, das Abschneiden von Gliedmaßen, Herausreißen der Zungen, Ausstechen der Augen, das Abziehen der Haut bei lebendigem Leibe und dergleichen. Obgleich der 13. Dalai Lama 1913 das Abhacken von Gliedern unter Verbot gestellt hatte, wurden derlei Strafen noch bis in die 1950er Jahre hinein vorgenommen. (...) Selbst die ansonsten gänzlich unkritische Autorin Indra Majupuria weist in ihrem Buch Tibetan Women auf historische Belege dafür hin, daß im „alten Tibet“ eine Frau bei Ehebruch völlig legal von ihrem Ehemann getötet werden konnte." (S. 24 f.)

Mir ist absolut unklar, wie die westlichen Tibetfans bei diesen Befunden auf die Idee kommen können, eine erneuerte Herrschaft der Lamas in Tibet würde auch nur entfernt etwas mit Menschenrechten zu tun haben. Für mich sieht das „alte Tibet“, das von ihnen so glorifiziert wird, wie eine Mischung aus dem christlichen Mittelalter und dem Taliban-Regime aus. Solange das von  wolkigen Scharaden über „Erleuchtung“ und „Spiritualität“ zugedeckt wird, habe ich nicht die geringste Hoffnung, eine lamaistische Zukunft in Tibet könne wesentlich anders aussehen.
 


3. Fakt und Fiktion zur chinesischen Besetzung Tibets


Aber stimmt denn wenigstens, was der Dalai Lama und die Seinen über die chinesischen Untaten in Tibet seit 1950 zu erzählen haben? Nein, es stimmt nicht. Entweder es ist grob verzerrt, schlecht belegt, oder schlicht gelogen.

Eins vorneweg: Wenn man sich allein die Tatsache ansieht, daß China, der bevölkerungsreichste Staat der Erde, im Jahr 2000 88% aller Hinrichtungen weltweit vollzogen hat, dann kann es keine Frage geben, daß die Volksrepubklik China (wie jede andere Staatsform auf chinesischem Boden vorher) kein Problem mit den Menschenrechten hat, sondern ein Problem für die Menschenrechte ist. Das weiß die ganze Welt, und eine funktionierende Weltgesellschaft hätte die Aufgabe, auf die Abstellung dieser Mißstände hinzuwirken. Auch die Unterdrückungsmaßnahmen in Tibet nach dem Einmarsch 1950, während des Guerillakampfs 1958 – 1973, während der Kulturrevolution 1968 ff. würden nach einer Aufklärung und Bestrafung der Verantwortlichen verlangen. Aber die bestimmenden Teile der „Weltgesellschaft“, vertreten z.B. durch die G8-Staaten, die NATO, die EU etc. interessieren sich für Menschenrechte nur dann, wenn es ihren Interessen dient. So können diese Menschenrechtsprofis einerseits bei China andauernd die Einlösung fundamentaler Menschenrechte verlangen, um es publizistisch unter Druck zu bringen, und andererseits die Olympischen Spiele an Peking vergeben, weil man sich nach der enormen Masse an billig ausbeutbarer Arbeitskraft in VR China die Finger leckt. Die Menschenrechte interessieren vor allem so ehrenwerte Vertreter der Weltgesellschaft wie Graf Lambsdorff nur dann, wenn sie sich in Euro und Dollar rechnen. Ansonsten ist auf sie geschissen, genauso wie in China selbst.

Den Dalai Lama müßte man zunächst einmal fragen, wie er angesichts der Geschichte des tibetischen Buddhismus dazu kommt, sich über mangelnde Menschenrechte in Tibet zu erregen. Die zweite Frage müßte die sein, ob seine ständigen Vorwürfe eigentlich sachhaltig sind. Wie Colin Goldner belegt, sind sie das nicht. Zwei Beispiele.


a) 1,2 Millionen

In Publikationen der westlichen Tibetfreunde, in persönlichen Gesprächen mit ihnen ist immer wieder zu hören, die chinesische Besatzung Tibets seit 1950 habe 1,2 Millionen Tibeter das Leben gekostet. Wenn nicht gar davon geredet wird, diese 1,2 Millionen Menschen seien von den Chinesen umstandslos ermordet worden, wird immerhin behauptet, sie seien „in direkter Folge“ der chinesischen Präsenz in Tibet ums Leben gekommen (was immer das bedeuten mag). Wenn man die Tibetfreunde fragt, woher diese Zahlen stammen, wissen sie in aller Regel keine Antwort. C. Goldner hat nachgeforscht und eine Quelle gefunden:

"Wie die Exilregierung des Dalai Lama auflistet, seien zwischen 1949 und 1979 exakt 173.221 Tibeter und Tibeterinnen in chinesischen Gefängnissen zu Tode gefoltert worden, 156.758 seien hingerichtet worden, 432.705 seien im Freiheitskampfe gefallen, 342.705 verhungert, 9002 hätten Selbstmord verübt, auf andere Weise zu Tode gekommen seien weitere 92.731 Tibeter. In der Summe 1.207.387. Wie die Exilregierung auf diese Zahlen kommt – in einem mittelalterlich strukturierten Land, in dem es eine erste einigermaßen verläßliche Volkszählung erst im Jahre 1978 gegeben hat und davor jede Angabe über die Gesamtpopulation auf höchst ungefähren Schätzungen basierte  - bleibt unergründlich. Die angegebenen Zahlen sind durch nichts belegt, sie erscheinen nicht zuletzt gerade ihrer aufgesetzten „Exaktheit“ wegen äußerst zweifelhaft. (Selbst der Dalai Lama gibt an anderer Stelle zu, daß niemand mit Sicherheit sagen könne, wieviele Menschen beispielsweise beim Angriff der Chinesen auf Lhasa vom März 1959 ums Leben gekommen seien. Das Schwarzbuch Tibet: The Facts der Tibetan Young Buddhist Association in Dharamsala [von 1990] gibt sogar zu, es sei durch die >Abwesenheit verläßlicher Bevölkerungsstatistiken die Frage nach der Höhe der gegenwärtigen tibetischen Bevölkerung sowie die Zahl der Getöteten der Jahre 1949 – 1979 verworren […] es dürfte sehr wahrscheinlich sein, daß es vor 1949 etwa 4 bis 6 Millionen Tibeter gab.<" (S. 261 f.)

Trotzdem:

"Ungeachtet des Umstandes, daß es keinerlei Beleg für die Behauptung der exiltibetischen Regierung über mehr als 1,2 Millionen Opfer der chinesischen Besatzung (allein bis 1979) gibt, wird eben diese Zahl allenthalben kolportiert. Durch die ständige Wiederholung in sämtlichen protibetischen Publikationen ist sie mittlerweile fast zur „historisch verbürgten Tatsache“ geworden: Wann und wo immer von Tibet die Rede ist, ist die Rede von 1,2 Millionen Opfern chinesischen Terrors." (S. 262 f.)

Auch in Detailfragen nimmt man es augenscheinlich in Dharamsala mit Zahlen nicht so genau. Man betrachte den chinesischen Angriff auf Lhasa 1959, in dessen Vorfeld der Dalai Lama das Land verlassen hatte:

"Tausende von Menschen seien bei den Kämpfen verletzt oder getötet worden (der Dalai Lama gibt später eine Zahl von siebenundachtzigtausend Toten als Opfer militärischer Aktionen an; eine Differenzierung nach Kampfparteien unterläßt er wohlweislich [ebenso wie das chinesische Propagandapapier, auf das er sich bezieht], was die Suggestion nährt, es habe sich ausschließlich um tibetische Opfer gehandelt: laut Report des US Joint Publications Research Service in Washington waren indes drei von vier der insgesamt 65000 Toten Chinesen)." (S. 142 f.)

Es ist kein Zufall, daß die Zahl von 1,2 Millionen durch die Chinesen ermordeten Tibetern in Deutschland so unkritisch nachgebetet wird.  Berichte über millionenfachen Völkermord, zumal solche, die in irgendeiner Weise „kommunistischen“ Tätern angelastet werden können, finden vor allem in Deutschland begeisterte Aufnahme, weil sie geeignet sind, das über alle Maßen ungeheuerliche des Völkermords an den Juden historisch zu nivellieren. „Die“ waren oder sind also „auch nicht  besser“. Die unbewältigte deutsche Schuld sucht verzweifelt nach der Schuld der anderen, und jenseits der ersten Million beginnt immer das große Aufatmen: Wir sind nicht allein so schrecklich gewesen. Dieser tief verankerte sozialpsychologische Reflex sieht sich durch jeden Zweifel an den Millionenzahlen der fremden Völkermorde bis zur Weißglut herausgefordert. Je sachhaltiger diese Zweifel sind, desto wilder müssen ihnen propagandistische Absichten unterstellt werden, desto schamloser wird an den erstunkenen und erlogenen Statistiken der Selbstentlastung festgehalten. So ist es möglich, daß ein Infragestellen der höchst unzuverlässigen und durch keine seriöse historische Forschung belegten Opferzahlen in Tibet mit einer Leugnung des überaus akribisch erforschten, von einer exzellenten Quellenlage begleiteten und durch Geständnisse der teilweise noch lebenden Täter abgesicherten Völkermords an den europäischen Juden gleichgesetzt wird. Als ich auf dem Usenet auch nur zu fragen wagte, wie die Zahl von 1,2 Millionen Opfern chinesischen Terrors in Tibet zustandekommt, wurde mir sofort unterstellt, ich sei eine Art Holocaust-Leugner. Antworten auf die Frage erhielt ich indes keine. Aber auch was die behauptete systematische Folter an Tibetern angeht (oder gar die Existenz von „Folter-KZs“), sind die Belege äußerst dünn. Colin Goldner schreibt:

"Die hier zu klärende Frage ist, ob Tibeterinnen und Tibeter tatsächlich zu Tausenden verschleppt, inhaftiert und während der Haft systematisch gefoltert werden. Verschiedene westliche Kommissionen, die die chinesischen Gefängnisse in Tibet in Augenschein nahmen, berichteten von in der Tat grauenerregenden und jeder Menschenwürde hohnsprechenden Verhältnissen. Vor dem Hintergrund dieser Berichte erweckt nun die Propaganda der exiltibetischen Regierung sowie deren internationaler Unterstützerszene den Eindruck, die Zustände in den Gefängnissen und Umerziehungslagern in Tibet seien Ausdruck spezifisch chinesischer Barbarei. Es wird verschwiegen, daß drakonische Disziplinarmaßnahmen, Willkür des Wachpersonals sowie sadistische Gewalt den Alltag sämtlicher Knäste in sämtlichen Ländern (nicht nur) der Dritten Welt beherrschen; die hygienischen Bedingungen an diesen Orten sind durchwegs indiskutabel. Chinesische Gefängnisse in Tibet unterscheiden sich insofern in nichts von den Dreckslöchern, wie sie beispielsweise in der Türkei, im Sudan oder auf Sri Lanka anzutreffen sind; sie unterscheiden sich im übrigen auch in nichts von jenen Dreckslöchern, in denen das tibetische Gelbmützen-Regime bis in die 1950er Jahre hinein politische Gegner zu internieren pflegte." (S. 260 f.)

Und weiter:

"Es gibt keinerlei Hinweis darauf, daß in chinesischen Gefängnissen in Tibet - so inhuman die Verhältnisse dort auch sind - gefoltert wird; am wenigsten darauf, daß Folter systematisch eingesetzt werde als Instrument eines geplanten Genozids." (ebd.)

Nun könnte man sich immerhin fragen, ob die langanhaltende Einkerkerung von Gefangenen unter inhumanen Bedingungen nicht per se eine Form der Folter darstellt. Um den Begriff der Folter zu erfüllen, müssen die Gefangenen ja nicht außerdem auch noch expliziter Folter unterworfen sein. Die mißbräuchliche Benutzung von Begriffen wie „Folter-KZs“ oder der unterschwellig immer anklingende Vergleich der chinesischen Repression in Tibet mit dem Holocaust ist aber in keinem Fall durch die Sachlage gedeckt. Goldner weist auch zurecht darauf hin, daß in Verlautbarungen des Dalai Lama und der tibetischen Exilregierung oft der Eindruck erweckt wird, die endgültige Ausrottung des tibetischen Volkes stehe unmittelbar bevor. Diese Behauptung wird dann durch Fallbeispiele belegt, die teilweise Jahrzehnte zurückliegen, ohne zu erwähnen, daß die Greueltaten des chinesischen Angriffs von 1959 und die der Kulturrevolution absolut nicht die heutige Sachlage spiegeln. Berichte tibetischer Organisationen selber sprechen heute von eher bescheidenen Fallzahlen. So listet das „Tibetan Centre for Human Rights and Democracy“ in seinem Jahresbericht 2000 von „26 politisch motivierten Verhaftungen“, „2660 Flüchtlinge“ (von denen eine nicht genannte Zahl später nach Tibet zurückkehren), Repressionen bei Grenzübertritten und Hausarreste auf. Diese autoritären Maßnahmen sind schlimm genug, sie mit dem Prädikat „Genozid“ zu belegen, ist eine Unverschämtheit.


b) „Sinisierung“

Je weniger die Lage in Tibet einem behaupteten systematischen Völkermord entspricht, desto mehr greift der Dalai Lama auf das  Konstrukt des kulturellen Genozids zurück, das in sich fragwürdig ist, aber von ihm in bewußt manipulierender Weise mißbraucht wird. Laut Dalai Lama hat „kultureller Genozid“ im Zusammenhang  mit der chinesischen Präsenz in Tibet folgendes zu bedeuten: Die chinesische Regierung versucht durch systematische Umsiedlungsprogramme die Tibeter zur Minderheit im eigenen Land zu machen. Dazu ist zunächst zu sagen, daß der Dalai Lama etwas anderes mit „Tibet“ meint als der Rest der Welt. Sein Tibet ist nicht dasjenige, das auf den Landkarten zu finden ist (nämlich die Autonome Region Tibet unter chinesischer Verwaltung):

"Wie (...) ausführlich dargestellt, bezieht sich die Argumentation des Dalai Lama stets auf das „ethnographische“ Tibet, das heißt auf den gesamten großtibetischen Siedlungsraum. Er unterschlägt, daß das zwischen 1913 und 1951, dem Zeitraum tibetischer „de-facto-Unabhängigkeit“, von Lhasa kontrollierte „politische“ Tibet im wesentlichen der nur etwa halb so großen heutigen Autonomen Region Tibet entspricht. Die darüber hinausreichenden östlichen Territorien (mithin Amdo und Kham) unterstehen bereits seit 1720 (!) mandschurischer (ab 1912 nationalchinesischer) Kontrolle, sie waren nicht Teil des „politischen“ Tibet, für das 1913 die „Unabhängigkeit“ erklärt wurde." (S. 195)

Mit der erwähnten Unabhängigkeitserklärung ist ein Edikt des 13. Dalai Lama von 1913 gemeint, das von der exiltibetischen Regierung als Beleg für die vollentwickelte nationale Unabhängigkeit zwischen 1913 und 1951 gewertet wird, die völkerrechtlich die Voraussetzung für die Forderung wäre,  Tibet von chinesischer Fremdherrschaft zu befreien. Die Beziehungen zwischen Tibet und China sind allerdings seit Jahrhunderten so eng, und die „Unabhängigkeitserklärung“ von 1913 ist so verwaschen, daß völkerrechtlich erhebliche Zweifel daran bestehen, daß das politische Tibet je ein unabhängiger Staat gewesen ist. Hinzu kommt, daß der jetzige Dalai Lama 1951 eine siebzehn Punkte umfassende Vereinbarung mit der damals neuen chinesischen Regierung nicht nur von seinem bevollmächtigten Verhandlungsführer unterschreiben ließ, sondern auch persönlich und als tibetisches Staatsoberhaupt noch einmal in einem Telegramm an Mao Tse Tung bestätigte, und zwar am 24. 10. 1951.  Selbstredend will er das heute nicht  mehr wahrhaben. Wie dem auch sei:

"Es kann (...) in der Frage einer „Überflutung“ Tibets durch (Han-) Chinesen nur um die Autonome Region Tibet gehen [denn nur dieser Teil Tibets hat je eine Form der politischen Unabhängigkeit von China bekundet, M.H.]. In den anderen Regionen (Kham = Sichuan / Yunnan, Amdo = Qinghai) leben sozusagen „seit jeher“ Han-Chinesen, zusammen mit zahlreichen anderen ethnischen Gruppen, zu denen eben auch Tibeter zählen." (S. 195)

Wie steht es nun mit der chinesischen „Überfremdung“ in der Autonomen Region Tibet? Laut Colin Goldner ziemlich schlecht:

"Um es zu wiederholen: der han-chinesische Bevölkerungsanteil in der Autonomen Region Tibet liegt einschließlich militärischen Personals bei maximal 14 %; rechnet man die rund 100.000 chinesischen Siedler allein, liegt er bei unter 5 %. Seit Beginn der 1990er ist die zivile Migrationsbilanz (aller ethnischen Gruppen) in die ART sogar negativ (...). Die Behauptung der tibetischen Exilregierung,  es habe sich seit Ende der 1980er >eine Million Chinesen, nicht einbezogen militärisches Personal< in der ART ansässig gemacht, >davon einige hunderttausend Händler und Siedler allein in Lhasa<, ist barer Unsinn." (S. 196)

Was die anderen Themen der „Sinisierung“ angeht, z.B. ein angebliches Verbot des Tibetischen an den Schulen, eine angebliche planmäßige Zerstörung von Klöstern und Baudenkmälern durch die Chinesen etc., sind die Behauptungen der tibetischen Exilregierung genauso unglaubwürdig wie in Bezug auf die Massentötungen bzw. –folterungen, die die Chinesen an Tibetern angeblich bis heute und konstant seit 1951 zu verantworten haben. Fazit: von einer bewußt betriebenen Sinisierung durch planmäßige „Überfremdung“, gar von einem „kulturellen Genozid“ kann in Tibet keine Rede sein.

Daß der Dalai Lama sich beim Thema Menschenrechte gerne an die eigene Nase fassen könnte, habe ich schon gesagt. Was das Geschrei der westlichen Tibet-Unterstützer und einiger westlicher Politiker über die Menschenrechtsverletzungen in Tibet angeht, so bleibt anzumerken, daß eine Ursache für die fortgesetzten Menschenrechtsverletzungen Chinas die „Realpolitik“ des Westens ist, der sich zwar gern öffentlichkeitswirksam über die  Menschenrechte echauffiert, wenn es seinen politischen Zielen nützt, aber doch immer noch erkennt, auf welcher Seite das Brot gebuttert ist, und mit China hinter den Kulissen dann Dinge wie den „Transrapid“-Verkauf und die Vergabe der Olympischen Spiele 2008 ganz diskret regelt.
 


4. Die Tibet-Unterstützerszene im Westen


In der westlichen Tibet-Unterstützerszene versammeln sich die unterschiedlichsten Kräfte mit den unterschiedlichsten Motiven. Dabei ist zu beobachten, daß die Kenntnisse der Tibet-Unterstützer über die Geschichte des Landes, die heutigen Verhältnisse dort und die Voraussetzungen und Folgen der chinesischen Präsenz in Tibet häufig extrem dürftig sind. Sehr oft ist als einziges Motiv für die politische Arbeit zugunsten einer erneuerten Mönchsherrschaft in Tibet die Faszination durch exotische Kulturen und / oder durch die Person des Dalai Lama zu erkennen, dem mittlerweile in einer schier unübersichtlichen Literatur wie einem Popstar gehuldigt wird. Die unkritische Verehrung dessen, was man gar nicht kennt, ist aus anderen Bereichen der Esoterik nur allzu bekannt und könnte achselzuckend als eine mehr oder minder heftige Form der wirklichkeitsfremden Schwärmerei abgetan werden. Andere Zutaten der ideologischen Suppe, aus der die westliche Tibet-Unterstützerszene sich nährt, sind schon weniger harmlos. Mir persönlich sind Fälle bekannt, bei denen im Umkreis des „Tibetan Pulsing“, einer esoterisch-medizinischen Scharlatanerie, die sich auf tibetische Wurzeln beruft, der Holocaust geleugnet wird. Die stabilen Wechselbeziehungen zwischen europäischen Faschisten und tibetischen Buddhisten wurden schon erwähnt, ebenso der rassistische Unterbau von Ideologien wie der „Theosophie“ und der „Anthroposophie“, die sich massiv vom Buddhismus „inspiriert“ sehen. In diesem Zusammenhang muß auch der oft unterschätzte Einfluß esoterischer Bewegungen und Ideologeme auf politische Parteien in Deutschland gesehen werden. Die SPD tut sich dabei in den letzten Jahren ganz besonders hervor, was schon zu heftigen Zerwürfnissen mit der Parteibasis geführt hat, wie z.B. in München 1999, als eine Veranstaltung mit dem Dalai Lama und Innenminister Otto Schily (SPD) zu heftigem Kopfschütteln bei einer ganzen Reihe der „normalen“ Mitglieder führte. In anderen politischen Lagern bedient man dagegen einen eher traditionellen Antikommunismus und Antimaterialismus, der im „kommunistischen“ China das letzte Bollwerk des Sozialismus auf Erden sieht. Politiker wie Otto Graf Lambsdorff (FDP) und Wolfgang von Erffa (CDU) würden die „Tibetfrage“ nur allzu gern als „Dosenöffner“ für ein China benutzen, das ganz nach neoliberalen Vorstellungen modelliert ist, und dem Westen nicht nur die denkbar billigste Arbeitskraft in Massen zur Verfügung stellt, sondern auch in der Lage ist, Produkte, die hierzulande nicht vermarktbar sind, in rauhen Mengen abzunehmen (s. Transrapid). Da man China nicht wie Jugoslawien einfach zusammenbomben kann, sucht man sich einen Verbündeten im Inneren des „Feindstaats“ und baut ihn zu einer Leuchte der Menschlichkeit aus, die von der Repression des betreffenden Staats erstickt zu werden droht. Auf diese Weise kann man permanent auf internationaler Ebene politischen Druck ausüben, und schafft sich gleichzeitig ergebene Alliierte für den Tag X, an dem ein politischer Umsturz den Weg für die Durchsetzung der eigenen Ziele ebnet. Vielleicht ist mit den Tibetern in Tibet eines Tages ja doch möglich, was man mit den Albanern im Kosovo schon geschafft hat.

Wer immer an den treuherzigen Heiligenbildchen kratzt, die dieser klerikalen Elite aufgepappt werden, kann mit dem fanatischen Haß der ganzen Tibet-Unterstützerszene rechnen. Selbstverständlich ist mir selbst schon der Vorwurf gemacht worden, ich sei ein Handlanger der Rotchinesen. Colin Goldner erhielt nach eigenen Aussagen nach der Veröffentlichung seines Buchs Morddrohungen. Exemplarisch für die Art und Weise, wie die Tibet-Unterstützer mit Kritik umgehen sei auf den Fall von Ulrich Wickert verwiesen. Am 12.10.1997 hatte der Tagesthemen-Journalist in der Abmoderation zu einem Beitrag namens „Tibetfilme in Hollywood“ deutliche Kritik an der Tibet-Tümelei in Politik und Kultur zu äußern gewagt:

"Heute wird zu Recht beklagt, daß die tibetische Kultur von den Chinesen unterdrückt wird. Darüber sollte ma aber nicht vergessen, daß die tibetische Kultur aus einer Religion hervorgeht, die noch sehr viel brutaler war, und die Menschen in Tibet wie in der schlimmsten Diktatur unterdrückte. Deshalb verbietet sich jede unkritische Gefühlsduselei für den Dalai Lama und die tibetischen Mönche." (S. 341)

Das Ergebnis war eine Protestwelle aus allen Fraktionen der Tibet-Szene. Zuschauerpost traf bei der ARD in Massen ein, und Lambsdorff sprach öffentlich von „Schwachsinn“. Besonders verräterisch ist eine Reaktion des CDU-Politikers Schwarz-Schilling (abgedruckt in „BuddhaNetz-Info“ Nr. 3 / Sommer 1998), der Wickert vorwarf, die „Verunglimpfungen“ des tibetischen Budhismus durch Wickert seien wörtlich „weder berechtigt, noch politisch zielführend.“ Mit anderen Worten: Ulrich Wickert spuckte mit seiner nüchternen Moderation politischen Interessen in die Suppe, als deren Vertreter sich Leute wie Lambsdorff und Schwarz-Schilling sehen. Ulrich Wickert sah sich zu einer öffentlichen Begründung seiner Aussagen veranlaßt, in der er ihrem Kern treu blieb.

"Erstaunt bin ich übrigens darüber, welcher Haß aus manchen Briefen spricht, die mich zu diesem Thema erreicht haben. Als ich von Gefühlsduselei sprach, habe ich offenbar einen Nerv getroffen." (S. 342)

Ich bin über diesen Haß nicht mehr erstaunt, denn die Erfahrungen, die ich in dieser Hinsicht mit den unkritischen Freunden Tibets gemacht habe, sind deckungsgleich mit denen, die andere religiöse Fanatiker mir beschert haben (verstärkt, seit mein Buch „Instant Nirwana“ veröffentlicht wurde), ob es sich dabei um christliche Hysteriker, Anthroposophen oder Muslime handelte. Sie alle können nicht ertragen, wenn ihre Heilslehren kritisiert werden, und reagieren in der Mehrzahl der Fälle mit persönlichen Beleidigungen, die vom grotesk Hilflosen bis zum akut Bedrohlichen reichen.
 

Schluß

Es gäbe noch viel zu sagen über den Dalai Lama und die Seinen. Die völkerrechtlichen Aspekte der chinesischen Präsenz in Tibet, das Regime des Friedensnobelpreisträgers in Dharamsala, die religiösen Eigenarten des tibetischen Buddhismus und die eigenartigen Machenschaften mancher Teile der westlichen Unterstützerszene verdienen allesamt eine eingehende Betrachtung. Colin Goldner behandelt vieles davon, und sein Buch sollte mehr gelesen und diskutiert werden. Es ist ein valides Gegengewicht zu dem Haufen von Unsinn, der seit Jahrzehnten über das Thema veröffentlicht wird. Leider ist der happige Preis des Buchs, der zu seiner doch etwas schwachen, Book-on-Demand-artigen Ausstattung in keinem Verhältnis steht, ein unnötiges Lesehindernis. Für eine bessere Verbreitung hätte das Buch zehn Mark billiger sein müssen. Wer sich mit dem Thema ernsthaft befassen will, sollte dennoch nicht zögern: Das Buch ist sein Geld wert.


Colin Goldner: Dalai Lama - Fall eines Gottkönigs, Alibri Verlag Aschaffenburg, 1999

 

 

 

© Marcus Hammerschmitt, 2001
 

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