Der Untergang der Krieger

(Schwäbisches Tagblatt, 17.2.99)


TÜBINGEN (us). Eine vergessene, trostlose Provinz des Weltalls; ein Planet, der für Siedler uninteressant und für die kosmischen Bergbaugesellschaften nutzlos ist. Gerade gut genug, um Waffen zu testen für einen ewigen Kleinkrieg mit einem außerirdischen Menschenvolk - Nachkommen von irdischen Siedlern. Doch etwas paßt nicht ins Bild, was Ökologen aufhorchen läßt und die Militärs verärgert: Die Existenz eines ländergroßen Waldes, unerforscht, der den vagen Nachrichten nach so etwas wie eine ökologische Intelligenz sein könnte. Der Roman "Target" erzählt die Geschichte einer scheiternden Expedition: Die Menschen sind unfähig und viel zu unflexibel, um sich auf die Gefahren des Waldes einzustellen. Ihr krankhafter Stolz, keine Hilfe herbeirufen zu wollen, treibt sie nacheinander in den Tod. Übrig bleiben nur noch der Protagonist der Geschichte, ein Roboter mit menschlicher Persönlichkeitsschablone, und ein Mensch: Genauer, einer der hominiden Außerirdischen, einer der Feinde, für den die Militärs auf Target ihre Messer schleifen. Während die kriegerische Dummheit von den merkwürdigen Lebewesen im Wald vernichtet wird, verbrüdert sich die Intelligenz. Doch auch Roboter und Außerirdischer können das Geheimnis des Waldes nicht lösen, und müssen letztendlich kapitulieren. Als Gestrandete jedoch erkennen sie sich gemeinsam als Schachfiguren in einem Krieg, der nichts anderes ist als ein von beiden Seiten vorgegaukeltes Schauspiel für die Geschäfte von Rüstungs- und Montanindustrie. Marcus Hammerschmitt hat wiederum einen pessimistischen Roman geschrieben, eine ausweglose Geschichte, in der die Menschheit ihre Fehler auf kosmischer Bühne weiterpflegt. Doch ist der Roman alles andere als ein Lehrstück. Die Fabel ist spannend erzählt, die Perspektive durch die Roboteraugen ist durchweg geglückt, die technischen Details sind stimmig, die Handlung ist logisch ineinander verzahnt: Der Tübinger Autor Marcus Hammerschmitt rangiert in der deutschen SF-Szene ganz weit oben.